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Landwirtschaft in Born nach Kriegsende von Josef Küppers
bearbeitet von Rolf Schumachers

Es gehörte damals im Sommer zum Alltag in Born, Kuhfladen oder „Kaumatsch“ auf der Straße. Wenn die Bauern ihre Kühe zur Weide im Bruch getrieben hatten, verblieben unübersehbare Spuren auf der Straße. Zunächst mit festen Bestandteilen, konnten sie mit Schaufel und Besen beseitigt werden, doch wenn das frische Grün seine Wirkung zeigte, war an einer Beseitigung nicht mehr zu denken; Sonne oder Regen mussten dann den Rest besorgen. Obwohl Born ohne Zweifel seinen Ursprung in der Landschaft hat, gibt es heute in der Ortslage keinen landwirtschaftlichen Betrieb mehr. Als nach Kriegsende die Borner Bevölkerung sich nach und nach wieder einfand, die Räumung der grenznahen Gebiete hatte sie auf ganz Deutschland verteilt, ging es noch ums Überleben, mit anderen Worten, wer Ackerland hatte, hatte auch zu essen. Doch schon bald gab es im Deutschland des Wiederaufbaus viele Arbeitsplätze, die mehr einbrachten als die zum Teil doch recht kleinen landwirtschaftlichen Betriebe. Dazu kam die Motorisierungs- und Mechanisierungswelle, die ab 1955 verstärkt einsetzte, wobei die damit verbundenen gewaltigen Investitionen sehr gut überlegt werden mussten. Zur damaligen Zeit gab es in Born noch 6 landwirtschaftliche Vollerwerbshöfe, die zum größten Teil aus dem Erlös der Landwirtschaft lebten.

Heimatfreune Born - Landwirtschaft in Born

Holtermanns Hof

Der Hof von Holtermanns lag gegenüber dem Boltenhof. Wilhelm Holtermanns hatte eigene Ideen, die er auch verwirklichte; so hatte er schon eine Obstplantage angelegt neben dem Anwesen „An der Speck“. Auch in Spargel versuchte er sich schon; neben einem Wäldchen, nach Familie Holtermanns „Holtemanns-Pääschke“ benannt, auch an der „Speck“ gelegen hatte er eine kleine Anlage, „Holtermanns-Pääschke“ verschwand im Zuge der Flächenzusammenlegung 1959. Der älteste Sohn Johannes hat noch kurze Zeit den Hof weitergeführt, nach der Gründung der Firma Getränke Holtermanns, heute Getränkefachmarkt Klaus Schmitz in Brüggen ansässig, den Betrieb Anfang der 50er Jahre aufgegeben. Paul Holtermanns, der zweite Sohn, richtete in den leerstehenden Gebäuden eine Schlauchweberei ein. Nachdem diese wegen Vergrößerung des Betriebes nach Breyell verlegt wurde, wurden die Gebäude schließlich abgerissen. Gleichzeitig verschwand leider auch das angelegene uralte Fachwerkhaus, vor dem in alten Zeiten die Borner „Pomp“ stand, eine öffentliche Wasserversorgung für diejenigen, welche keine eigene Pumpe besaßen. Auf dem Gelände wurde anschließend ein großes Mietshaus errichtet, heute Born 35.

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Mohren Hof

Gottfried Mohren betrieb neben seiner Metzgerei noch Landwirtschaft in Born. An der Stapp hatte er ein großes Grundstück mit Obstbäumen bepflanzt. (Auf dem heutigen Grundstück Stapp 1 befinden sich noch einige dieser uralten Bäume). Für die damalige Zeit eine echte Plantage in der sämtliche Obstarten zu finden waren. Da die Parzelle eingezäunt und mit Gras bewachsen war, diente sie auch den Pferden von Mohren als Weide. Im Volksmund war sie ganz einfach „Muere- Wei“. Inmitten der Obstplantage hatte Mohren eine große Scheune für die Ernte und die landw. Maschinen errichtet; das Grundstück in Born hatte keine Ausdehnungsmöglichkeit. Seine Tochter Wilma war schon im Krieg für die Bewirtschaftung des Hofes zuständig, da der Sohn Johannes zur Wehrmacht eingezogen war. Nach dem Kriege widmete sich dieser mehr und mehr der Metzgerei, sodass der Hof Anfang der 50er Jahre aufgegeben wurde. Der Hof befand sich auf dem heutigen Grundstück Born 27.

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Bolten Hof

Josef Bolten war der Inhaber. Er bewirtschaftete den Hof mit seiner Schwester Luzie. Sein Bruder Christian betrieb zur damaligen Zeit in Haverslohe eine Sand- bzw. Tongrube, zunächst mit Pferdekarre, später schon mit LKW. Nach dem frühen Tod des Bruders wurde die Grube auf- gegeben. In Born gab es einige Leute die Ackerland besaßen, es waren aber kleine Flächen, so dass sich die Bewirtschaftung mit eigenem Gerät nicht lohnte. Das besorgte nun Josef Bolten mit seinen Pferden. Er besaß auch eine Dreschmaschine mit Strohpresse, die dann auch von den Leuten zum Dreschen ihres Getreides genutzt werden konnte. Als Entgelt halfen sie auf dem Hof bei Gelegen- heit aus. Josef Bolten hatte keinen Nachfolger, so wurde der Betrieb Anfangder 60er Jahre aufgegeben. 

Heimatfreune Born - Landwirtschaft in Born
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Küppers Hof

Der Hof von Heinrich Küppers lag an der Stapp. Da die Stapp zur damaligen Zeit aber nur ganze 3 Häuser umfasste, gehörte sie zu Born; der Hof lag also Born 21. Da er durch die Räumung zu Ende des Krieges in Mitleidenschaft gezogen worden war, wurde er nach der Übernahme im Jahre 1959 durch Josef Küppers renoviert und erweitert. Er war der einzige Hof in Born, der Motorisierung und Mechanisierung noch im vollen Umfang durchmachte. Nach anfänglichem Früh- kartoffelanbau wurde auf Blumenkohl umgestellt. Später kamen noch Obst und Erdbeeren dazu. Mangels Nachfolger wurde der Betrieb 1995 aufgegeben.

Heimatfreune Born - Landwirtschaft in Born
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Strötges Hof

Theodor Strötges, als „Strötges Dures“ weit und breit bekannt, betrieb neben der Landwirtschaft noch eine Gaststätte in Born. Da sein Sohn Johannes im Krieg schwer verwundet wurde, konnte dieser sich der Landwirtschaft nicht in vollem Umfang widmen. Er hatte zwar den 1. Traktor in Born, musste aber doch Anfang der 60er Jahre den landw. Betrieb aufgeben. Später wurde der Hof renoviert und zu einem Pferdehof umgebaut. Hier kann man noch einen, wenn auch kleinen, Misthaufen finden. Die Gaststätte ist heute die bekannte Speisegaststätte „Haus Strötges“.

Peter-Heinrich Küppers

war ein Vetter von Heinrich Küppers. Sein Hof war das Stammhaus der Familie Küppers, über- haupt das 1. Haus in der Stapp. Er bewirtschaftete mit seiner Schwester Anna den kleinen Hof und war wohl der letzte Ochsenbauer in der Gemeinde. Da er ein sehr korrekter Arbeiter war, hatten ihm die Leute den Namen „Kreck-Hendrick“ gegeben. Nicht nur die Furchen, die er zog waren schnurgerade, auch die Spuren beim Jauchefahren verliefen eine wie die andere. Eine mit Efeu bewachsene Wand ist letzter Zeuge einer alten Scheune, die längs der Straße stand und in einer stürmischen Herbstnacht einstürzte. Das Grundstück ist heute Stapp 7.

Nebenerwerbshöfe in Born

Neben den Vollerwerbshöfen gab es in Born auch einige Landwirte, die in der Hauptsache aus einem anderen Beruf ihr Einkommen bezogen, die Landwirtschaft also nebenbei betrieben.

Johann Görtz

Er hatte sein Anwesen in der Sektion Borner Mühle. Er gehörte bis zur Aufgabe des Mahlbetriebes zum lebenden Inventar der „Borner Mühle“ und war mit seinem Pferd nebenberuflich tätig. In Haverslohe hatte er eine kleine Scheune, die nach der Aufgabe des Hofes in den 50er Jahren verschwand.

 

Wilhelm Terbrüggen

War nach dem Kriege viele Jahre als Zöllner im Grenzwald tätig. In der Freizeit bearbeitete er seine Felder, ebenfalls mit einem eigenen Pferd. Das Anwesen von Terbrüggen, neben dem Weg zum Haus Seeheim gelegen, beinhaltete die öffentliche Ziegenbockstation für die gesamte Gemeinde Brüggen. Da sich viele Leute eine Ziege für die Milch-versorgung hielten, war das ein Erfordernis der damaligen Zeit. Da regelmäßige Milchversorgung auch regelmäßigen Nachwuchs voraussetzt, sah man im Herbst manche Oma mit einer Ziege in Richtung Born wandern. Auf dem Hinweg lief die Ziege meistens voraus, auf dem Rückweg aber, noch unter dem Eindruck des soeben Erlebten stehend und meckernd stets zurückschauend, musste sie von der Oma kräftig gezogen werden. Das führte dazu, dass manche gleich mit dem Bollerwagen anrückte, die Ziege wurde hinten angebunden und nach Beendigung der Prozedur einfach auf den Wagen gebunden. Ende der 50er Jahre gab Wilhelm Terbrüggen die Bewirtschaftung auf.

 

Matthias Timmermanns

Bekannt als „Timmermanns Matthes“, Sektion Borner Mühle, hatte weniger mit Landwirtschaft als mit Forstwirtschaft zu tuzn. Er hatte ein bärenstarkes riesengroßes Pferd; damit rückte er die frisch gefällten Bäume im Wald an ihren Lagerplatz. Als die Versorgung des Bergbaus mit Grubenholz in den 50er Jahren zu Ende ging, wurde auch diese Tätigkeit aufgegeben.

 

Die „Bäng“

Eines hatten alle Borner Tierbesitzer gemeinsam, das Weiderecht auf der Haversloher „Bäng“ ein großes Weidegebiet zwischen Stapp und Haverslohe. Diese Flächen bestanden aus ungezählten Einzelparzellen, die auch zum größten Teil verschiedenen Eigentümern gehörten. Im Frühjahr konnte jeder seine Parzelle nach eigenem Gutdünken nutzen, was in der Praxis so aussah, dass in der Zeit der Borner Kirmes das große Heumachen einsetzte. Da manche Parzellen so feucht waren, dass sie mit der Mähmaschine nicht zu befahren waren, mussten sie wohl oder übel mit der Handsense gemäht werden. Ab 1. August durfte dann jeder Tierbesitzer aus Born und den Sektionen sein Vieh auf die „Bäng“ treiben. Weil um diese Zeit meistens Ferien waren, war das eine willkommene Abwechslung für die Borner Jugend, die dann das Hüten der Tiere übernahm. So konnte es passieren, dass dann die Kühe durchs Feld liefen, da ihre Hüter im nahen Wald durchaus interessante Tätigkeiten nachgingen. Nur einzäunen durfte man seine Parzelle nicht; ein Haversloher Bauer, der es trotzdem versuchte, traute am nächsten Morgen seinen Augen nicht, zwischen jedem Pfahl war der Stacheldraht fein säuberlich durchtrennt. Bei der Flurbereinigung 1959 -1960 wurde dieses Weiderecht aufgelöst, es machte auch keinen Sinn mehr. Gleichzeitig wurden verschiedene Entwässerungsgräben angelegt, die eine einwandfreie Bewirtschaftung der Fläche garantieren. Heute hat die Bäng noch 7 Eigentümer.

Heimatfreune Born - Landwirtschaft in Born
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Die Flurbereinigung

Brachte für die gesamte Landwirtschaft einen gewaltigen Umbruch. Die Klein- und Kleinstparzellen, die durch die Erbteilung vergangener Jahrhunderte entstanden waren, verschwanden. Neue Großparzellen entstanden, von asphaltierten Wirtschaftswegen umrahmt, alles im Quadrat angelegt und von allen Seiten gut zu erreichen. Das hieß natürlich auch für die übrige Bevölke- rung Abschied nehmen von lieb gewonnenen uralten Wegen über die viele Generationen zur Schule und zur Kirche gegangen waren. Einer dieser Wege begann auf der Höhe der Straße Hustenfeld neben dem im Dritten Reich errichteten Bunker und führte in Richtung Genrohe. Auf halbem Wege zweigte ein zweiter Weg nach rechts ab, führte an „Holdermanns Pääschke“ und an der „Speck“ vorbei und traf dann auf den Weg von Haverslohe nach Genrohe, der damals noch überwiegend aus Sand bestand und nur schlecht zu befahren war. Der Weg von Born nach Genrohe kreuzte an der damaligen „Petrussäule“, im Volksmund „Zent Petter“ genannt, mit der „Karstroat“ übersetzt Karrenstraße, ein Weg der von Haverslohe dort vorbei nach Born führte und den früheren Generationen als „Liekweach“, Leichenweg, diente. Verbindung Haverslohe Born war damals lediglich ein Fuß- weg). Er endete an der Josefssäule „Zent Jossep“ genannt. Diese Josefsäule stand ursprünglich auf halbem Wege zwischen Born und der Kreuzstraße, etwa in Höhe der heutigen Händelstraße auf der rechten Seite. Die Petrussäule, die zwar erst im Jahre 1900 errichtet worden war, war so verwittert, dass sie im Zuge der Flurbereinigung abgerissen und an Ort und Stelle begraben wurde. Von der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung wurde ein Betrag an die Pfarre gezahlt für die Petrussäule zur Anschaffung einer neuen Säule. Lange bemühte sich der damalige Pfarrer Wipperführt um einen Standort, doch mit ihm starb auch das Vorhaben.

Der Weg nach Genrohe führte ab der Petrussäule geradenwegs zur Boisheimer Straße, zweigte aber auf halbem Wege als Trampelpfad nach rechts ab und führte rechts des Hauses Steger auf die Boisheimer Straße. Dieser Pfad war in alter Zeit von der Bevölkerung als Abkürzung des Kirch- und Schulweges geschaffen worden. Obwohl die Bauern beim Pflügen keine Rücksicht nahmen, war er nach kurzer Zeit wieder ausgetreten. Noch einen Weg gab es in Born, der ausschließlich für die Bauern 

geschaffen war; und zwar begann er hinter dem letzten Haus von Born, das damals für die Lehrpersonen des Dorfes errichtet worden war und
führte nach rechts ins Feld hinein, etwa bis zur Höhe des heutigen Weges vom Hustenfeld zur Boisheimer Straße. Da er nicht befestigt und naturbelassen war, war er bei der Bevölkerung der „Jröne Weach“ der grüne Weg. Ein letzter Weg sollte noch erwähnt werden, er begann an der Stapp, wo heute der Wirtschaftsweg von der Stapp zur Boisheimer Straße hochgeht. Nach etwa 100 m lief er auf der Trasse des heutigen Entwässerungsgrabens, bog um die Obstanlage von Holtermanns und führte um das Anwesen Speck zum Weg Haverslohe – Genrohe. Noch eine Besonderheit für Born verschwand im Zuge der Flurbereinigung. Born hatte eine eigene Müllkippe, die in früheren Jahren durch Tongewinnung entstanden war, hier entsorgten die Borner ihre Abfälle. Sie lag zwischen dem oberen Ende der heutigen Patschelstraße und dem Tipheideweg, die Zufahrt war gleichlaufend mit der Patschelstraße. Wenn auch vieles Vertrautes im Zuge der Flurbereinigung verschwand, so überwiegt doch das Positive das nachfolgend die Borner Gemarkung veränderte. Die breiten, asphaltierten Wirt- schaftswege z.B. sind nicht nur für die Landwirte die Grundlage für ihre Arbeit – man stelle sich das Geholpere auf den alten Pferdewegen vor – unzählige Spaziergänger und Radfahrer nutzen die Wege ebenfalls. Auch die Wege durchs Borner Bruch in Richtung Laar oder Brüggen waren in früheren Jahren bestenfalls Trampelpfade. Das Baugebiet Hustenfeld wäre ohne die Flurbereinigung nie entstanden. Die Umgehung Schwalmweg und die anliegenden Baugebiete, der wieder hergestellte Borner See und der verkehrs-beruhigte Ortskern machen Born zu einem attraktiven Dorf, in dem es sich gut leben lässt, auch ohne Höfe und „Kaumatsch“.

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